
Bleistift vs. Kohle – die Vorzüge der Graphitstifte
Eine weitere Technik zur Erstellung farbloser Portraits – neben der klassischen Bleistiftzeichnung – ist die Kohlezeichnung. Diese Methode erfreut sich vor allem aufgrund ihrer intensiven Ausdruckskraft und der tiefen Schwärze großer Beliebtheit. Im Vergleich zum Bleistift ermöglicht die Kohle eine deutlich stärkere Hell-Dunkel-Dynamik, da sie ein wesentlich kräftigeres Schwarz erzeugt. Besonders in der Darstellung von Kontrasten bietet die Kohle daher ganz eigene gestalterische Möglichkeiten.
Ein markanter Vorteil der Kohle liegt in ihrer Fähigkeit, große schwarze Flächen schnell und problemlos anzulegen – etwas, das mit dem Bleistift nur mit sehr weichem Graphit und deutlich mehr Zeitaufwand realisierbar ist. Doch gerade dieser Vorteil bringt auch eine Herausforderung mit sich: Der Umgang mit dem tiefen Schwarz der Kohle erfordert ein hohes Maß an Feingefühl und Kontrolle, insbesondere in Bereichen, in denen große, helle Flächen erhalten bleiben sollen. Hier neigt Kohle dazu, schneller zu verschmieren oder versehentlich das Papier zu schwärzen – entsprechend vorsichtig und vorausschauend muss gearbeitet werden.
Aus diesem Grund empfiehlt sich die Kohlezeichnung vor allem bei Motiven mit überwiegend dunklen oder schwarzen Flächen, wie etwa Portraits von Rappen oder Tieren mit dunkler Fellzeichnung. Hier kann die Kohle ihre Stärken voll ausspielen und eine besondere Tiefe erzeugen, die dem Motiv eine ausdrucksstarke Präsenz verleiht.
Ein wichtiger Unterschied zur Bleistiftzeichnung ist die Zeichengenauigkeit. Während sich mit dem Bleistift feinste Linien und Details präzise herausarbeiten lassen, ist das mit Kohle nur bedingt möglich. Kohle verhält sich in ihrer Struktur wie ein extrem weicher Bleistift – sie haftet nicht sofort fest auf dem Papier und neigt dazu, sich leicht zu lösen oder zu verschmieren. Dadurch ist es schwieriger, filigrane Strukturen wie einzelne Haare, feine Gesichtsfalten oder andere mikroskopische Details darzustellen. Wer also sehr detailreiche Portraits zeichnen möchte – etwa mit vielen einzelnen Härchen im Fell – sollte bevorzugt zum Bleistift greifen.
Von einer Kombination beider Materialien – also Kohle und Bleistift in einem Bild – wird in der Regel abgeraten. Zwar klingt die Idee, das Beste aus beiden Techniken zu vereinen, zunächst reizvoll, doch in der praktischen Umsetzung ergeben sich optische Probleme, insbesondere durch das unterschiedliche Verhalten der beiden Materialien im Licht. Bleistiftzeichnungen – besonders mit weichem Graphit – neigen dazu, bei seitlichem Lichteinfall glänzend zu reflektieren und zeigen dabei ein silbrig-graues Schimmern. Kohle hingegen bleibt aus allen Blickwinkeln tiefschwarz und matt, wodurch sich bei Kombination beider Medien störende Unterschiede im Erscheinungsbild ergeben. Während der Unterschied bei frontaler Betrachtung möglicherweise gering erscheint, wird er aus seitlicher Perspektive schnell deutlich und kann den Gesamteindruck des Kunstwerks beeinträchtigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Die Kohlezeichnung ist eine wirkungsvolle Alternative zur Bleistiftzeichnung, insbesondere für kraftvolle, kontrastreiche Portraits mit großflächigen dunklen Bereichen. Für filigrane Arbeiten und feinste Details bleibt jedoch der Bleistift das präzisere Werkzeug. Die Wahl der Technik sollte daher immer im Hinblick auf das Motiv, die gewünschte Wirkung und die individuellen zeichnerischen Vorlieben getroffen werden.

Bedeutung der Wischtechnik
Bei der Kohletechnik ist das Wischen von entscheidender Bedeutung. Bei der Bleistiftzeichnung ist es eher eine Stilfrage ist, ob man zu der Wischtechnik greifen will. Einige Künstler verzichten darauf und schwören auf eine grobe Schraffur, andere wiederum verwischen ihre Bleistiftportraits, um weichere Farbübergänge zu schaffen. Beim Kohleportrait ist es allerdings anders. Ein Strich mit einem Kohlestift ist vom Graphitauftrag sehr unregelmäßig und völlig schwarz. Erst eine Verteilung erzeugt Abstufungen in Helligkeit und Kontrast. Diese Graphitverteilung kann mit unterschiedlichen Mitteln erfolgen. Oft wird sie durch Taschentücher, Wattestäbachen oder gar mit dem Finger erzeugt. Wir nutzen hauptsächlich sogenannte Estompen. Diese industriell gefertigten Papierwischer gibt es in den unterschiedlichsten Größen. Sie erzeugen eine sehr gleichmäßige Verteilung der Kohle auf dem Zeichenpapier.
Fazit: Die Zeichentechniken Bleistift und Kohle sind qualitativ nicht differenzierbar. Besser oder schlechter, qualitativer oder billiger, gibt es nicht. Nur das Motiv entscheidet welche Technik geeignet ist. Zu jedem einzelnen Pferd können wir Ihnen eine Technik empfehlen. Folgende Regeln sind allgemein gültig:
- Viele Einzelheiten, kleines Format, filigrane Linien, größtenteils helle oder sogar weiße Elemente = Bleistiftzeichnung
- Eher grobe Linien, große Flächen, größtenteils dunkle Elemente oder gedecktes Schwarz = Kohlezeichnung

